So kalkulieren Sie Ihren Stundensatz richtig

Viele Freelancer verschenken Geld, weil sie ihren Stundensatz zu niedrig ansetzen. Lernen Sie, wie Sie einen realistischen und profitablen Stundensatz berechnen.

Stundensatz kalkulieren

Warum der richtige Stundensatz entscheidend ist

Ihr Stundensatz ist die Grundlage Ihres Geschäfts als Freelancer. Ein zu niedriger Stundensatz bedeutet, dass Sie härter arbeiten müssen, um Ihre Kosten zu decken und ein angemessenes Einkommen zu erzielen. Ein zu hoher Stundensatz kann potenzielle Kunden abschrecken.

Die richtige Balance zu finden ist essentiell für Ihren langfristigen Erfolg.

Die Stundensatz-Formel

Stundensatz Formel

Hier ist eine einfache, aber effektive Formel zur Berechnung Ihres Mindeststundensatzes:

Stundensatz = (Jahresgehalt + Betriebskosten + Gewinnmarge) / Fakturierbare Stunden

Schritt 1: Gewünschtes Jahresgehalt festlegen

Überlegen Sie, wie viel Sie netto im Jahr verdienen möchten. Vergleichen Sie mit Angestelltengehältern in Ihrer Branche, aber bedenken Sie:

  • Sie haben keine bezahlten Urlaubstage
  • Sie müssen Ihre Krankenversicherung selbst zahlen
  • Sie haben keine Arbeitgeberbeiträge zur Rente

Ein guter Ausgangspunkt ist 120-150% eines vergleichbaren Angestelltengehalts.

Schritt 2: Betriebskosten kalkulieren

Listen Sie alle jährlichen Betriebskosten auf:

  • Krankenversicherung: ca. 400-800 € / Monat
  • Altersvorsorge: mind. 200-400 € / Monat
  • Berufshaftpflicht: 200-800 € / Jahr
  • Büro / Coworking: 0-500 € / Monat
  • Software & Tools: 50-200 € / Monat
  • Hardware (anteilig): 1.000-2.000 € / Jahr
  • Fortbildung: 500-2.000 € / Jahr
  • Steuerberater: 500-1.500 € / Jahr
  • Marketing: 500-2.000 € / Jahr

Schritt 3: Gewinnmarge einrechnen

Planen Sie 10-20% Gewinnmarge ein für:

  • Unvorhergesehene Ausgaben
  • Ausfallzeiten (Krankheit, Akquise)
  • Geschäftswachstum und Investitionen

Schritt 4: Fakturierbare Stunden berechnen

Ein häufiger Fehler: Viele Freelancer rechnen mit 40 Stunden pro Woche. Realistisch sind jedoch:

365 Tage im Jahr
- 104 Wochenendtage
- 30 Urlaubstage
- 10 Feiertage
- 10 Krankheitstage
= 211 Arbeitstage

211 Tage × 8 Stunden = 1.688 Stunden

Davon ca. 25-30% für unbezahlte Arbeit (Akquise, Verwaltung, Buchhaltung)

= ca. 1.200-1.300 fakturierbare Stunden pro Jahr

Praxisbeispiel: Webdesigner in Berlin

Beispielrechnung

Gewünschtes Jahresgehalt: 45.000 €

Betriebskosten pro Jahr:

  • Krankenversicherung: 6.000 €
  • Altersvorsorge: 3.600 €
  • Versicherungen: 500 €
  • Software & Tools: 1.200 €
  • Hardware: 1.500 €
  • Fortbildung: 1.000 €
  • Büro/Coworking: 3.000 €
  • Marketing: 1.200 €
  • Steuerberater: 800 €

Summe Betriebskosten: 18.800 €

Gewinnmarge (15%): 9.570 €

Gesamtsumme: 73.370 €

Fakturierbare Stunden: 1.250

Mindeststundensatz: 73.370 € / 1.250 = 58,70 € (gerundet 60 €)

Darüber hinaus: Marktposition berücksichtigen

Die Kalkulation gibt Ihnen den Mindeststundensatz. Für den tatsächlichen Stundensatz sollten Sie auch diese Faktoren berücksichtigen:

  • Erfahrung: Je erfahrener Sie sind, desto höher kann Ihr Satz sein
  • Spezialisierung: Nischenexperten können höhere Sätze verlangen
  • Marktlage: Was zahlen Kunden in Ihrer Branche und Region?
  • Projektgröße: Größere, langfristige Projekte erlauben manchmal Rabatte
  • Kundenwert: Premium-Kunden zahlen oft Premium-Preise

Alternative Preismodelle

Preismodelle

Der Stundensatz ist nicht das einzige Preismodell:

Festpreis-Projekte

Für definierte Projekte oft besser geeignet. Kalkulieren Sie die geschätzten Stunden mal Ihren Stundensatz, plus 20% Puffer.

Wertbasierte Preise

Berechnen Sie basierend auf dem Wert, den Sie für den Kunden schaffen, nicht auf Ihrer Zeit. Besonders effektiv bei Beratung und Strategieprojekten.

Retainer-Modelle

Monatliche Pauschale für eine bestimmte Verfügbarkeit oder Leistungsmenge. Bietet Ihnen planbare Einnahmen.

Häufige Fehler vermeiden

Warnung

Diese Fehler sollten Sie vermeiden:

  • Sich unter Wert verkaufen aus Angst vor Ablehnung
  • Alle Stunden als fakturierbar einrechnen
  • Betriebskosten unterschätzen
  • Keinen Puffer für Akquisezeiten einplanen
  • Preise nicht regelmäßig anpassen

Fazit

Ein gut kalkulierter Stundensatz ist die Grundlage für ein nachhaltiges Freelance-Business. Nehmen Sie sich die Zeit, alle Kosten genau zu erfassen und realistisch zu kalkulieren.

Und denken Sie daran: Sie können Ihre Preise jederzeit anpassen! Überprüfen Sie Ihren Stundensatz mindestens einmal jährlich und passen Sie ihn an gestiegene Kosten und Ihre wachsende Erfahrung an.

Möchten Sie mehr über Pricing-Strategien lernen?

In unserem Kurs lernen Sie verschiedene Preismodelle kennen und entwickeln Ihre persönliche Pricing-Strategie.

Zum Kurs
← Vorheriger Artikel Nächster Artikel →