Warum die Steuererklärung so wichtig ist
Als Freelancer in Deutschland sind Sie verpflichtet, eine jährliche Steuererklärung abzugeben. Anders als Angestellte, bei denen der Arbeitgeber die Lohnsteuer direkt abführt, sind Sie selbst für die korrekte Versteuerung Ihrer Einnahmen verantwortlich.
Eine ordnungsgemäße Steuererklärung hat mehrere Vorteile:
- Sie vermeiden Strafzahlungen und Zinsen durch verspätete Abgabe
- Sie können zahlreiche Ausgaben als Betriebsausgaben geltend machen
- Sie behalten den Überblick über Ihre finanzielle Situation
- Sie können potenzielle Steuerrückzahlungen erhalten
Die wichtigsten Steuerarten für Freelancer
1. Einkommensteuer
Die Einkommensteuer ist die Hauptsteuer für Freelancer. Sie wird auf Ihr zu versteuerndes Einkommen erhoben, das sich aus Ihren Einnahmen abzüglich Ihrer Betriebsausgaben ergibt. Der Steuersatz ist progressiv und reicht von 0% (Grundfreibetrag) bis zu 45% (ab ca. 277.826 Euro).
2. Umsatzsteuer
Als Freelancer müssen Sie in der Regel Umsatzsteuer (19% oder 7%) auf Ihre Rechnungen aufschlagen und an das Finanzamt abführen. Ausnahme: Wenn Sie die Kleinunternehmerregelung nutzen (Umsatz unter 22.000 Euro im Vorjahr), können Sie darauf verzichten.
3. Gewerbesteuer
Die meisten Freelancer (z.B. Designer, Berater, Programmierer) sind von der Gewerbesteuer befreit, da sie katalogberufe oder ähnliche Tätigkeiten ausüben. Gewerbetreibende zahlen Gewerbesteuer ab einem Freibetrag von 24.500 Euro.
Schritt-für-Schritt: Ihre Steuererklärung
Schritt 1: Unterlagen sammeln
Sammeln Sie alle relevanten Belege des vergangenen Jahres:
- Rechnungen und Zahlungseingänge
- Betriebsausgaben (Miete, Software, Hardware, etc.)
- Versicherungsbeiträge
- Bankbelege und Kontoauszüge
Schritt 2: Gewinnermittlung
Ermitteln Sie Ihren Gewinn durch eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR). Diese ist für die meisten Freelancer ausreichend:
Gewinn = Einnahmen - Betriebsausgaben
Schritt 3: Formulare ausfüllen
Nutzen Sie ELSTER (das elektronische Steuererklärungssystem) oder eine Steuersoftware wie WISO oder SteuerSparErklärung. Folgende Formulare sind für Freelancer relevant:
- Mantelbogen (Hauptformular)
- Anlage S (für Selbstständige)
- Anlage EÜR (Einnahmen-Überschuss-Rechnung)
- Umsatzsteuererklärung (falls relevant)
Schritt 4: Abgabe und Frist beachten
Die Abgabefrist ist normalerweise der 31. Juli des Folgejahres. Mit Steuerberater verlängert sich die Frist bis Ende Februar des übernächsten Jahres.
Top 10 absetzbare Ausgaben
- Arbeitszimmer: Anteilig absetzbar, wenn es ausschließlich beruflich genutzt wird
- Hardware: Computer, Laptop, Monitor, Drucker
- Software: Alle beruflich genutzten Programme und Abos
- Büromaterial: Stifte, Papier, Ordner, etc.
- Telefon & Internet: Anteilig oder pauschal absetzbar
- Versicherungen: Berufshaftpflicht, Rechtschutz (beruflich)
- Fortbildung: Kurse, Seminare, Fachliteratur
- Fahrtkosten: Kundenbesuche, geschäftliche Reisen
- Bewirtung: Geschäftsessen (70% absetzbar)
- Marketing: Website, Werbung, Visitenkarten
Häufige Fehler vermeiden
Achtung bei diesen häufigen Fehlern:
- Fehlende oder unvollständige Belege
- Private und berufliche Ausgaben nicht getrennt
- Fristen nicht eingehalten
- Vorauszahlungen nicht berücksichtigt
- Kleinunternehmerregelung falsch angewendet
Fazit
Die Steuererklärung muss kein Alptraum sein. Mit guter Vorbereitung, ordentlicher Buchführung während des Jahres und den richtigen Tools können Sie Ihre Steuererklärung effizient und korrekt erledigen.
Wenn Sie sich unsicher sind oder komplexere steuerliche Fragen haben, lohnt sich die Investition in einen Steuerberater. Die Kosten sind ebenfalls als Betriebsausgabe absetzbar!
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